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16 Oktober



01.10.2016  

Ein Blogleser schickt mir einen Link zu einer Kritik des neuesten Films von Hong Sang-soo "Yourself and Yours" (LINK). Eine der ungewöhnlichsten Filmkritiken, die ich in letzter Zeit gelesen habe. Beim Filmfestival in San Sebastian hat Hong die Silberne Muschel gewonnen, hatte mir eine Blogleserin geschrieben. Wenn ich Glück habe, kann ich den Film in drei Wochen auf der Viennale sehen.

Fast alle Felder am Radweg sind abgeerntet und bereit für die Ernte im nächsten Jahr.



02.10.2016  

In der Nacht habe ich geträumt, dass ich ein großes Zimmer einrichte. Es gabe Möbel, darunter ein Sofa, ein Bild aus dem Wohnzimmer meiner Mutter und viele Kartons. Besucher kamen und wollten mir helfen. Ich habe gesagt, das muss ich alleine machen. Mir war sofort klar, der Traum wurde von dem Schreiben meiner Autobiographie ausgelöst.


Am 10. November läuft Serpil Turhans Film auf der Duisburger Filmwoche (LINK) - das Festival des deutschen Dokumentarfilms.


Nach dem Autobiographieschreiben gehe ich in den Garten und grabe alle Gladiolenknollen aus. Eigentlich bin ich dabei auf der Suche nach Knoblauchzwiebeln, die ich da in die Erde gesteckt hatte…

…und habe diese gefunden.

03.10.2016  
Beim Radfahren und 4 Grad Temperatur, habe ich diese Sonnenblume fotografiert. Beim Walnüsse einsammeln spricht mich ein vorbeikommender Nachbar an und beschwert sich, dass ich seine Rinder fotografiert habe und das Foto ohne zu fragen, ins Internet gestellt habe. Ich habe sicherheitshalber gegoogelt und herausgefunden, Kühe haben kein Persönlichkeitsrecht und diese Sonnenblume selbstverständlich auch nicht.

Die bis jetzt gesammelten Walnüsse trocknen jetzt in Joyas Produktionsbüro.
Heute Nacht habe ich geträumt, dass ich in fünfzehn Minuten ein neues Drehbuch geschrieben habe und sofort von der Degeto und vom BKM dafür Geld bekommen habe. Das Drehbuch lag im Traum auf einer Bratpfanne.

Dieses Teilstück meines Blumengarten-Vierecks habe ich heute komplett umgegraben. Ich brauche nach dem Autobiographieschreiben am Abend noch ein bisschen Gartenarbeit, damit ich mich wohl fühle. Dabei entdecke ich ganz tief unten, dass da noch immer Backsteine sind. Mein Sohn Nicolai hatte dieses Stück schon mal im April umgegraben, weil ich ihn darum gebeten hatte. Ich grabe jetzt gründlicher, frage mich allerdings, warum ich das mache. Wieviele Gartenarbeitsjahre werde ich noch erleben?
Meine Tochter Joya hat mir geschrieben, dass sie mich an meinem Geburtstag besuchen wird und was ich mir dazu wünsche. Ich habe ihr geantwortet, ich wünsche mir, dass sie und Philipp die bis dahin die letzten beiden Viertel, wo jetzt noch ein Wespennest ist, umgraben.
Philipp hat mir übrigens heute geschrieben, dass es auch beim Drehen von Joyas Film Probleme mit dem Rinder züchtenden Nachbarn gegeben hat.
04.10.2016  
Eine Nacht Regen. Schon sprießt das Getreide für das nächste Jahr.

Die 11.000 Kilometer mit dem Fahrrad habe ich heute Morgen erreicht.
Meine ägyptische Freundin hat heute ein umfangreiches Mittagessen gekocht. Alles mit den bei mir im Garten gewachsenen Knoblauchzehen. Ich habe gesagt, im nächsten Jahr konzentriere ich mich in meinem Garten weniger auf Blumen, sondern auf Knoblauch. Dann müsste es im nächsten Jahr heißen "Überall Knoblauch".
Das Deutsche Filmmuseum ruft mich an. Sie wollen die Thome-Sammlung vorstellen und wollen dafür die Bilder, die in meinem April-Blog, als sie alles bei mir abgeholt haben. Ich finde die Bilder trotz meines Computercrashs im August auf einer externen Festplatte und schicke sie ihnen. Gleichzeitig bitte ich sie, um mein Abiturzeugnis. Das funktioniert perfekt.
Es macht wirklich Spaß mit denen zusammen zu arbeiten.
Hier ist mein Abiturzeugnis:

Für die ausgesuchten Leser meiner Autobiographie ist das besonders interessant, aber alle anderen dürfen das auch lesen.

Am Abend habe ich angfangen, die Erde auf diesem Teilstück umzugraben, denn da kommt am meisten Sonne hin. Deshalb soll das jetzt mein Knoblauchbeet werden. Ich muss die Knoblauchzehen noch in diesem Monat in die Erde setzen. Dann sollen sie im nächsten Jahr riesengroß werden, lese ich beim Googeln. Früher habe ich in meine Gartenbücher geguckt.

Weil das Licht gerade so schön ist, ein Blick in die Gegenrichtung.

05.10.2016  
Beim Radfahren am Morgen. Kaum hatte ich dieses Foto gemacht, fing es an zu regnen.

Am Mittag Fahrt zum See.

Blumen beim Verwelken.

Auf dem Heimweg entdecke ich drei junge Schirmpilze. Meine ägyptische Freundin fragt mich, ob ich sicher bin, dass die nicht giftig sind. Sie möchte nicht sterben. Ich sage, ich bin hundertprozentig sicher.

Bei Regen und Sturm grabe ich am Abend drei weitere Grabgabel-Reihen um. Weil ich danach noch immer Energie habe, grabe ich aus dieser Hecke einen Buchsbaum aus, denn die Hecke war von Anfang an sinnlos, weil sie mich beim Mähen behindert hat. In diesem Herbst wird sie verschwinden. Hoffentlich werde ich damit fertig, bevor ich am 20. Oktober zur Viennale fahre. Gerade erfahre ich von denen, dass ich den neuen Film von Hong Sang-soo nicht sehen kann, weil der nicht so programmiert ist, dass ich ihn während meiner Anwesenheit sehen kann. Sollte ich "krank werden" und mich weiter mit meinem Garten beschäftigen?

In dieser Lücke ist ein Buchsbaum nicht angewachsen. Da habe ich den neuen Buchs eingegraben.

06.10.2016  

Karlheinz Oplustil schreibt mir, dass er gestern Nacht auf ARTE einen Film von Hong Sang-soo gesehen hat. "Nobody’s Daughter Haewon" ist noch jetzt in der ARTE-Mediathek zu sehen. Ich hab es leider verpasst, ihn aufzunehmen.

Rechts das künftige Knoblauchbeet. Links grabe ich weiter um und stelle fest, dass das Ungraben mit dem Spaten doppelt so schnell wie mit der Grabgabel geht.
Eine Blogleserin hat sich über meinen Link zur ARTE-Mediathek gefreut und mir gleich ein Programm gemailt mit dem ich den Film downloaden kann. Das Interface des Programm selbst ist nicht unkompliziert, aber irgendwie habe ich es geschafft, den Film auf meinen Computer in der höchsten Auflösung zu kriegen. Als mp4-Datei bin ich dann mal im Schnellgang durch den Film gegangen und hatte bei den Szenen Glücksgefühle.
Ab heute schreibe ich auf einer neuen Silikon-Tastatur, denn die Buchstaben werden bei mir immer schnell durchlöchert, weil ich mit dem Schreibmaschieneschreiben aufgewachsen bin und daher zu hart auf die Tasten drücke.

07.10.2016  


Meine ägyptische Freundin geht mit mir morgens um 8 Uhr auf Steinpilzsuche…

…und wir finden nichts. Es gibt überhaupt keine Pilze im Wald, obwohl es doch immer wieder geregnet hat.

Meine Mutter wäre, wenn sie noch lebte heute 111 Jahre alt. Ich pflanze jeweils sieben Knoblauchzehen in drei Reihen. Heute lese ich, dass man sie auch zwei Jahre in der Erde lassen kann. Je länger sie in der Erde bleiben, desto größer werden sie.

Nach dem Mittagessen mit viel Knoblauch und dem Autobiographieschreiben, muss ich nochmal raus in den Garten. Vielleicht werde ich schon morgen mit einer ganzen Hälfte fertig. Danach geht es an die rechte Hälfte, von der nur ein ganz kleines Stück von Joya im April umgegraben wurde. Da liegen geschätzt 500 Kastanien und ihre stachligen Hüllen. Die muss ich alle im Feuer entsorgen. Wenn ich sie auf dem Kompost schmeiße, wachsen da im nächsten Jahr 500 kleine Kastanienbäumchen. Außerdem fallen da dann bald auch die Blätter runter, die ohnehin wegen der Miniermotten verbrannt werden müssen. Es gibt viel zu tun in meinem Garten im Herbst.
Ich gehe in die Küche, um mir ein neues Glas Wein einzuschenken und sehe, der Himmel draußen ist blutrot.

Ich lebe, das wird mir klar, in einem Paradies.

08.10.2016   Nach zwei Tagen Pause wieder am See. Als wir da sind und Kaffee trinken, öffnet sich der Himmel und die Sonne scheint auf uns.

Danach hat es sofort wieder geregnet. Meine ägyptische Freundin sagt, der Himmel ist auf unserer Seite.
Nach dem Mittagessen und Autobiographieschreiben ist es schon fast wieder Nacht. Wie ein Wahnsinniger (vielleicht bin ich das) grabe ich ein letztes Stück meines Blumen/Knoblauchgartens um. Als ich fertig bin, geht die Sonne unter.

09.10.2016   Heute Nacht um 0:20 Uhr zeigt der mdr "INS BLAUE" (LINK). Etwas später auf Phönix folgt die zweite TV-Debatte Hillary-Trump.



Für Moana-Blogleser ein Interview am Ende der Dreharbeiten von "INS BLAUE" in Italien auf YouTube (LINK).
10.10.2016  


Diese Blume auf dem Weg zum See fällt mir schon seit drei Tagen auf.

Auch heute Abend grabe ich spatentief seit bestimmt 10 Jahren nie umgegrabene Erde um. Das Einsammeln der Kastanien habe ich aufgegeben, denn die stachlige Hülle hat mich gestern trotz Handschuh in meinen rechten Zeigefinger gestochen. Mit dem schreibe ich, und der tut mir noch heute weh. Gestern hat mich übrigens beim Einsammeln der Kastanien eine Wespe attackiert. Solange die Wespen auch weiter ihre Königin füttern, habe ich in diesem Teil keine Chance weiter zu kommen. Erst bei Frost sterben sie, und dann fliegt die Wespenkönigin wo anders hin und gräbt sich irgendwo an einem neuen Platz, um zu überwintern, ein.
11.10.2016  
Beim Radfahren am frühen Morgen. Nieselregen.

Bei mir im Innenhof wachsen zum ersten Mal Suppenpilze. Das war der Lieblingspilz meines Vaters. Man kan sie roh essen, trocknen oder einfach in eine Nudelsuppe werfen. Beim Radfahren heute hat uns eine Frau einen Korb voller Steinpilze gezeigt. Ich muss unbedingt morgen oder übermorgen mit meiner ägyptischen Freundin nochmal auf meinen Steinpilzpatz in den Wald fahren, denn das Gefühl beim Finden der jungen Steinpilze ist etwa so schön, als würde man Diamanten finden.
Livia Theuer schickt mir eine Besprechung von Güterslohs Roman "Sonne und Mond" im Spiegel von 1963.


Das ist vor allem für meine Autobiographie-Leser wichtig, für alle anderen aber auch, denn über diesen Roman sollte und wollte ich 1964 meine Doktorarbeit schreiben. Wer den gesamten Text als pdf und in höherer Auflösung lesen will, kann sich bei mir melden.

Übrigens, dieser Text steht auf meiner Website als Einleitung zum Drehbuchschreiben (LINK):
Wichtig für mich beim Schreiben ist ein Satz von Albert Paris Gütersloh (über den ich angefangen habe, vor 50 Jahren, eine Doktorarbeit zu schreiben: "Der Schriftsteller, der sich zu Schade ist, auch nur den geringsten seiner Gedanken aufzuschreiben, ist es nicht wert, ein Schriftsteller zu sein)." So arbeite ich.
12.10.2016   Die Viennale hat gestern Abend ihr Programm veröffentlicht. Serpil Turhans Film "Rudolf Thome - Überall Blumen" läuft zusammen mit meinem Kurzfilm "STELLA" am 21. 10, um 18.30 Uhr und am 22. 10. um 13.00 Uhr im Stadtkino. Der neue Film von Hong Sang-soo läuft einen Tag nach meiner Abreise. Das ist gemein und gefällt mir gar nicht.

Obwohl gestern eine Frau in einem anderen Wald Steinpilze gefunden hat, finden meine ägyptische Freundin und ich in meinem Steinpilzwald keinen einzigen. Nur 3 oder 4 Täublinge,
Nach dem Autobiographieschreiben gehe ich in den Garten und sammle die runtergefallen Walnüsse auf. Beim alten Walnussbaum sind es nur zwei, beim jungen Walnussbaum ca. dreißig. Für mich ist das ein Symbol meines Lebens jetzt. Ich drehe zwar keine Filme mehr, sondern schreibe meine Autobiographie. Ich bin noch nicht im Fluss des Lebens untergagangen. Denn meine Tochter Joya macht an dem Zeitpunkt, an dem ich aufhöre weiter, und sie hat schon ihren ersten eigenen Spiefilm gedreht. Jetzt kann ich nur hoffen, dass meine Walnussernte in diesem Jahr sich beim Erfolg ihres Films widerspiegelt.
13.10.2016  

Weil mir die Gegend um mein Herz weh tut, habe ich mit dem Radfahren seit heute aufgehört. Dass Haruki Murakami schon wieder nicht den Nobelpreis gewonnen hat, finde ich nicht schön.

Am Abend lese ich die seit gestern heruntergefallenen Walnüsse auf…

… das ist das Resultat von heute…

…und hier sollen sie alle bis Weihnachten trocknen

14.10.2016  
Beim Einsmmeln der Walnüsse, Entdecke ich plötzlich diese Reihe von herbstblühenden Krokussen…

…gestern waren sie noch nicht da.
15.10.2016   Heute Morgen habe ich "Mind Control" zuende gelesen und in der zweiten Hälfte fast das Gefühl gehabt, Stephen King kontrolliert auch mein Gehirn. Irgendwelche positiven Gefühle empfindet man nicht. Es ist einfach nur mörderisch spannend erzählt. Wer das nicht positiv wahr nimmt, vergeudet nur seine Zeit.

Ich habe mal gesagt, die schönsten Jahreszeiten sind für mich der Frühling und der Herbst. Der Herbst in diesem Jahr gehört nicht dazu.

Pflanzenknollen für den nächsten Frühling. Man muss in meinem Alter mit Herzschmerzen schon ein Optimist sein, um die in die in die Erde zu stecken.
16.10.2016   Am Morgen fahre ich bei dichtem Nebel wieder Mal Fahrrad. Das tut meiner Seele gut. Danach fahre ich mit meiner ägytischen Freundin nach Berlin. Da war ich seit 97 Tagen nicht mehr. Irgendwie wusste ich, dass es eine lange Zeit war, aber dass es so lange her ist, wusste ich nicht.



Kurz vor Berlin an einer Raststätte trinken wir Cappucino. Wie immer, wenn wir zusammen nach Berlin fahren.
17.10.2016  
Alle drei Monate meine Lieblingsbeschäftigung. Diesmal ist es wegen meiner langen Abwesenheit besonders mühsam.
In der Küche gab es eine Wasserüberschwemmung. Ich finde zum Glück einen Klemptner, der schon früher einmal bei mir war, der das Problem mit einem neuen Dichtungsgummi löst. Vorher muss es irgendein Filmteammitglied schon einmal versucht haben zu lösen, denn als Dichtung hatte da jemand eine Plastiktüte um die leckende Stelle gewickelt haben.
Danach war ich hundemüde und meine ägyptische Freundin auch. Wir haben beide das Klingeln von Karlheinz Oplustil, mit dem ich für 17 Uhr verabredet war, nicht gehört.
Er klopft an mein Fenster und ich wache dadurch auf. Mit einer guten Flasche Wein, die er mitgebracht hat, unterhalten wir uns über alle Probleme, unsere eigenen und auch die in der Welt.

Ich schlage vor, dass wir uns noch in die jetzt trockene Küche setzen und etwas zu Abend essen. Ich dachte an ein paar Scheiben Brot. Meine ägyptische Freundin erweist sich als perfekte Gastgeberin und tischt alles, was unser Kühlschrank hergibt, auf. "In der Improvisation liegt die Stärke, die entscheidenden Schläge werden mit der linken Hand geführt," schrieb schon Walter Benjamin. Es wurde ein richtiges Gastmahl für ihn und für uns.
18.10.2016  
Ich war heute an drei verschiedenen Stellen in der Stadt. Autofahren geht. Parken ist eine totale Katastrophe. Als letztes habe ich 5 rote Aktenordner für das Jahr 2017 gekauft. Für mich und meine ägyptische Freundin.

Meinen Hausarzt habe ich heute Morgen auf Drängen meiner ägyptischen Freundin, Karlheinz und meiner Tochter angerufen. Gegen 13 Uhr rief er mich zurück und sagte, geh in ein Krankenhaus und lass die ein EKG machen und auch deine Blutwerte untersuchen. Ich sagte ok, wenn du das sagst, gehe ich da morgen hin. Er sagte, mach es nicht morgen, sondern jetzt sofort. Das war eine klare Ansage. Also bin ich mit meiner ägyptischen Freundin ins Urban-Krankenhaus gefahren. Das war mir vertraut, weil ich da schon für "DAS MIKROSKOP" und "JUST MARRIED" gedreht hatte. Bei "JUST MARRIED" ist Marquard Bohm für den Film gestorben.

EKG

Blutabzapfen und eine Stunde in einem Gang liegen, und darauf warten, dass es weitergeht.

Von der Ärztin rechts im Bild wurde ich ausgiebig interviewt und auch untersucht. Sie sagte, sie sei im letzten Jahr ihrer Ausbildung. Ich sagte, dann sind Sie ja eigentlich schon jetzt Ärztin. Ich müsse allerdings noch ein paar Stunden warten, bis die richtige Ärztin Zeit für mich findet. Weil ich sagte, dass ich nicht so lange warten will, hat sie dann doch die richtige Ärztin zu mir hergebracht. Die richtige Ärztin, links im Bild, sagte, dass alle Daten (EKG, Blutdruck - 143: 83 - und Laborwerte einwandfrei seien). aber sie würde mich lieber über Nacht und für ein paar weitere Tage da behalten wollen. Mein Gefühl war, am liebsten hätte sie mir gleich ein neues, junges Herz eingepflanzt. Ich sage jedenfalls dazu nein, ich will am Donnerstag nach Wien fliegen.
19.10.2016  
Den neuen Murakami habe ich heute in der Buchhandlung gekauft. Leider kein Roman, sondern Essays.

Im Wiener "Standard" ist heute ein Interview mit Serpil Turhan (LINK) erschienen. Darin beschreibt sie mein Autobiographieschreiben "das ist ein geschlossenes Projekt". Eine schöne Formulierung.
20.10.2016  
Früstück im Flughafen Tegel. Meine ägyptische Freundin fragt eine Flughafenmitarbeiterin, von welchem Gate unser Flug nach Wien abgeht. Beide merken, dass sie Ägypterinnen sind und dann führt sie uns um das halbe Flughafengebäude zum richtigen Gate. Menschenmassen, die uns den Weg versperren scheucht sie beiseite. Am Gate spricht sie mit einem Kollegen am Checkin. Daraufhin werden wir sofort abgefertigt. Serpil hatte sich in eine Schlange gestellt. Ich holte sie dazu. Das war jedenfalls ein guter Start.

Das Mittagessen im Interconti-Hotel war leider nicht umwerferfend. Meine ägyptische Freundin und ich aßen in Wien ein Wiener Schnitzel.
21.10.2016  
Sonnenuntergang beim kleinen Abendessen in der Lounge des Interconti.

Klaus Wyborny, der 4 Jahre jünger ist, hat schon viel Erfahrung mit Herzproblemen und war erst letzte Woche im Krankenhaus. Er rät mir dringend zu einer Untersuchung mit Herzkatheter.
Danach fahren wir zur Viennale-Eröffnung. Beim Aussteigen aus dem Auto werde ich von einer Journalistenhorde mit Blitzlichtern überschüttet und von genau so vielen älteren Damen um ein Autogramm gebeten. So als wäre ich ein Star. Mit Hannelore Elsner habe ich das vor 10 Jahren erlebt. Rechnen die mit meinem baldigen Verschwinden von der Erde und nutzen die letzte Chance?
Der Eröffnungsfilm selbst "Manchester by the Sea" von Kenneth Lonergan hat mich ziemlich kalt gelassen. Erst in den letzten 20 Minuten fing er an, mich ein bisschen zu interessieren.

Nach dem Film der Empfang im Rathaussaal. Ich habe den schon aufregender erlebt. Außerdem erfahre ich, dass das Ausgehen mit zwei Frauen (meine ägyptische Freundin und Serpil Turhan) charakterliche Qualitäten von mir verlangt, die ich nicht habe.
Nach dem Frühstück heute Morgen mache ich alleine eine (Wieder) - Entdeckungstour durch Wien. Es ist kalt, und es weht ein eisiger Wind. Ich suche ein Gasthaus, in dem wir besser essen können als bisher.

Gleich um die Ecke vom Interconti fließt dieser Bach. Es ist die Donau.

In der Himmelpfortstraße gibt es jede Menge. Dieses hier…

…wirbt mit Mozart, Händel und Beethoven. Ganz klar wollen die dumme Touristen anlocken.

Segway´s sind die große Mode in Wien. Klaus Wyborny hat für sich und seine Frau Fahrräder gemietet.

Das Interview mit Serpil Turhan ist gestern auch im gedruckten "Standard" erschienen. Ich frage bei der Kartenverkaufsstelle nach, ob die Vorstellung im Stadtkino im Künstlerhaus schon ausverkauft ist. Sie ist es leider nicht. Meine Filme in der Viennale waren in der ersten Vorstellung immer ausverkauft. Hoffentlich wird es trotzdem danach ein relativ lustiges Publikumsgespräch geben. Olaf Möller ist der Moderator. Als "DAS ROTE ZIMMER" 2011 auf der Viennale lief, kam er mir entgegen und hat gefragt, wo hast du diese wahnsinnig tollen Mädchen her? So weit ich weiß, spielen beide noch heute in Österreich Theater. Katharina Lorenz am Burgtheater, Seyneb Saleh in Graz.
22.10.2016  
Als meine ägyptische Freundin und ich vom Mittagessen im Steirereck im Stadtpark, wo das Essen unglaublich gut war, zurückkehrten kamen auch Klaus Wyborny und seine Frau Anne von ihrer Fahrradtour zurück.

Vor dem Stadtkino im Künstlerhaus sind diesmal keine Fotografen. Dafür kommt der Festivaldirektor Hans Hurch höchstpersönlich, um mich und Serpil Turhan dem Publikum vorzustellen. Da ich weiß, was für eine Ehre das ist, bekomme ich feuchte Augen.

Als wir in den Kinosaal kommen, sehen wir beide ziemlich fassungslos, wie leer das Kino ist. Hans Hurch sagt zu mir, wir tun beide einfach so, als sei das Kino voll. Serpil war schon vor uns im Kino und weiß aus Erfahrung, dass bei Dokumentarfilmen immer wenig Zuschauer kommen.
Mein Kurzfilm "STELLA" als 35mm-Projektion wurde leider nicht topscharf und zwei oder drei Felder asynchron vorgeführt. Das bestätigt meine Erfahrung beim Max Ophüls-Filmfestival bei einer Vorführung von "INS BLAUE". Da allerdings war der Lichtton der 35mm-Filmkopie so schlecht, dass die Dialoge nur schwer verständlich waren und auch das Bild ließ zu wünschen übrig. Danach lief eine BluRay, auf der ein Interview mit Vadim Glowna war: Perfektes, helles Bild und ein ebenso perfekter Ton. Filmvorführer auf Filmfestvals müssen das Vorführen von 35mm-Filmkopien offenbar wieder neu lernen.
Bei Serpil Turhans Film jedenfalls war die Vorführung perfekt, und da nicht so viele Zuschauer da waren, auf deren Reaktion ich hätte achten können, war ich dem Film sozusagen schutzlos ausgeliefert. Ich hatte das Gefühl, dass ich zum ersten Mal seine tiefere Vieldimensionalität verstehe. Den Film zum zweiten Mal zu sehen, war ein Ereignis in meinem Leben, und ich bin Serpil für diesen Film unendlich dankbar.

Das Vorherige war gestern. Ich habe sehr schlecht geschlafen. Nicht weil das Hotelbett plötzlich schlecht war, sondern aus familiären Gründen, die jetzt nicht erzählen will. Um 12 Uhr mittags, also "High Noon", bin ich in der Lobby des Interconti mit Festivaldirektor Hans Hurch verabredet. Weil ich mich viel zu früh dafür fertig gemacht habe (noch ein bisschen schlafen, Haare waschen usw.), bin ich im Stadtpark rumgelaufen. Meine ägyptische Freudin war mit Familie Wyborny im Kunsthistorischen Museum.
Hans Hurch ist "at High Noon" nicht da, aber der Gästebürochef Markus Hönle erwartet mich schon seit 15 Minuten. Er telefoniert mit Hans Hurch per Handy, und ein Fahrer holt mich im Interconti ab und bringt mich zum "Engländer". Wie sich herausstellt ist das ein Caféhaus, dass Hans Hurch liebt.
Als wir ankommen, erwartet mich Hans Hurch schon und fragt mich, was ich essen und was ich trinken möchte. Ich frage ihn was isst du und was trinkst du. Ich nehme dasselbe. Dann übegebe ich ihm ein Geschenk meiner ägyptischen Freundin, ein Buch von ihr, mit einer sehr persönlichen Widmung. Er freut sich darüber aufrichtig und wir sprechen dann lange über mein vergangenes Leben und wann es immer wieder, wie in einem Blitzlicht, bei den vielen Viennalen, wo ich war, auftauchte.
In der zweiten Hälfte sprachen wir über ein Projekt, das dazu führen könnte, dass viele Wiener im nächsten Frühjahr die Gelegenheit bieten könnte, sich enger mit meinem Filmwerk vertraut zu machen. Danach bringt mich Nina Orda ins Künsterhauskino zum Ende der zweiten Vorstellung von Serpils Film.

Unser Publikum heute hat sich nochmal gegenüber gestern verkleinert. Heute sehe ich das entspannt. Nina sagt mir, dass es 120 Reservierungen gab. Aber in Wien scheint die Sonne und es hat fast 20 Grad.

Olaf Möller ist wie gestern der Moderator. Heute beantworten Serpil und ich vor allem Fragen aus dem Publikum.

Nach dem Publikumsgespräch holen Nina und ich meine ägyptische Freundin im Hotel ab. Sie bringt uns in den Palmengarten. Dort essen wir beide wieder Mal Wiener Schnitzel.

Weil wir etwas zu früh mit dem Essen fertig geworden sind, machen wir einen Spaziergang im dazu gehörigen Park.

Ein Foto vom Blitzlichtgewitter bei der Viennale-Eröffnung. Es galt nicht mir, sondern ich war nur zufälliges Opfer der dort lauernden Photographen und auch der Autogramm-Sammlerinnen.
23.10.2016  


Festivaldirektor Hans Hurch kommt in die Hotellobby, um uns zu verabschieden. Danach erscheinen Nina und Markus Hönle. Markus hat sogar noch zwei Geschenke für uns.
Rechtzeitig zum "Tatort" ist meine ägyptische Freundin wieder zuhause. Ich schlafe dabei ein.
24.10.2016   Ich warte bis Mittag auf den Anruf meines Hausarzts. Er stimmt mit mir überein, dass ich jetzt erst einmal keine weiteren Herzuntersuchungen mache, sondern am Freitag erst einmal wieder auf meinen Bauernhof fahre und dort mit meiner Tochter den 77. Geburtstag feiere. Sollte bis dahin der Herzschmerz sich nicht in Luft aufgelöst haben, werde ich als nächsten Schritt ein Belastungs-EKG in Berlin machen. Sollte auch das positiv ausfallen, ersparen wir uns eine Untersuchung per Herzkatheter, denn das geht nur in einem Krankenhaus. Ich bedanke mich bei Bloglesern, die mir gute Ratschläge gegeben haben, tue aber das, was ich im Gespräch mit meinem Hausarzt für angemessen halte.
Danach gehe ich einkaufen.



Im zweiten Hinterhof meines Hauses steht dieser silberne Bär. Vielleicht zur Erinnerung an mein Exemplar während der Berlinale 2000.
25.10.2016  
Nach 7 Tagen Pause kriegt mein Auto heute wieder Benzin.
26.10.2016  
Heute Nacht in der ARD. Wer unter diesem Link auf "Infos drucken" (LINK) klickt, kriegt ein zweiseitiges pdf-Dokument.

Meine ägyptische Freundin war den ganzen Tag unterwegs und bringt mir drei Rosen (rot, rosa und weiß) mit. Weil sie mich liebt. Und weil der Rosenverkäufer ein Libanese war.
Heute Nacht hatte ich einen merkwürdigen Traum. Da gab es ein riesengroßes Loch und eine Art Wettbewerb. Alle um mich herum mussten da rein. Am Boden ging es darum, nicht getötet zu werden. Ich bin mit einem Elefant da reingeritten und habe daher am Grund des Lochs überlebt. Beim Darüber-Nachdenken war mir klar, dass der Traum etwas mit meinem Autobiographieschreiben zu tun hat, denn ich wusste nicht mehr in welcher Wirklichkeit ich dabei war.
27.10.2016   Ein Blogleser weist mich daraufhin, dass Klaus Lemke im Deutschen Filmmuseum mit einer "Carte Blanche" geehrt wird (LINK) und dazu einen ungewöhnlichen, fast poetisch klingenden Text, wieder mal in der Tiefgarage des ehemaligen "Kleinen Bungalow", aufgenommen hat.
"DU HAST GESAGT, DASS DU MICH LIEBST" hatte heute Nacht um halb drei Uhr 140.000 Zuschauer.
28.10.2016   Eine Journalistin aus Deutschland berichtet über die Vorführung (LINK) von Serpil Turhans Film und "STELLA" auf der Viennale und ausführlich über das Publikumsgespräch danach: "Thome, der junge und der alte".

Von der Viennale erhalte ich heute das ok dieses Bild, in dem Festivaldirektor Hans Hurch Serpil und mich dem Publikum vorstellt. Das Bild hat Roland Ferrigato aufgenommen.

Meine ägyptische Freundin sitzt im Flugzeug nach Kairo, und ich sitze in meinem Arbeitszimmer im Bauernhof.

Um 17.45 Uhr ist meine ägyptische Freundin über Griechenland. Ich habe meine Autobiographie-Lieferung für heute beendet Ich wollte die Autobiographie von Helmut Dietl heute lesen, habe die Briefträgerin aber um zwei Minuten verpasst.
29.10.2016  
Nach zwölf fahrradlosen Tagen sitze ich endlich wieder auf meinem roten Rad. Das tut meiner Seele gut.

Ein Geburtstagsgeschenk habe ich mir schon mal gemacht. Ein blauer Schlüssel mit einem goldenen Skorpionzeichen.
Heute bekomme ich zwei Bücher, die für meine Autobiographie vielleicht wichtig werden könnten.

30.10.2016   Das Deutsche Filminstitut kündigt zwei neue Sammlungen an (LINK). Einen "Vorlass" von mir und einen "Nachlass" von Niklaus Schilling.
Jetzt habe ich das gesamte Buch von Dorle Fischer über eine Reise nach Spanien mit Helmut Dietl gelesen. Auch Helmut Dietl beschreibt in seiner Autobiographie ausführlich dieselbe Reise. Allerdings habe ich den Eindruck bei seiner Erzählung, dass die beiden unmöglich zusammen am gleichen Ort gewesen sein können.
Mit fast kindlicher Unschuld demontiert Dorle Fischer das Aufgeblasene und mit aller Gewalt kunsthistorisches Wissen zur Schau stellende von Helmut Dietls Text.
Da ich mit Dorle Fischer 1967 ein Filmprotokoll von Truffauts "Schießen Sie auf den Pianisten" für die Zeitschrift "Filmkritik" gemacht habe und etwas später auch eine Liebesgeschichte mit ihr hatte, interessiert mich, was die beiden geschrieben haben ganz besonders, denn bei meinem Autobiographieschreiben bin ich auch im Jahr 1967 angekommen.

Gegen Abend wird mir heute klar, warum der Supermarkt gestern gestopft voll war. Hier in Brandenburg gibt es drei Feiertage nacheinander. So wie sonst nur an Ostern oder Weihnachten. Ich habe daür nicht genug eingekauft, muss also mit einer Art Notküche bis Mittwoch überleben.
31.10.2016  



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